- France
- France[frãs],1) Anatole, eigentlich Jacques-François-Anatole Thibault [ti'bo], französischer Schriftsteller, * Paris 16. 4. 1844, ✝ Gut La Béchellerie bei Saint-Cyr-sur-Loire (Département Indre-et-Loire) 12. 10. 1924; Lektor, dann Bibliothekar; engagierte sich in der Dreyfusaffäre für die Wiederaufnahme des Verfahrens. France verkörperte als Erzähler, Essayist und Literaturkritiker den Rationalismus, die humanistische und antiklerikale Tradition der französischen Aufklärung, in diesem Sinne war er auch Gegner des Symbolismus. Er begann mit Lyrik in der Nachfolge der Parnassiens, zu seinem eigenen Stil fand er erst in den Romanen und Erzählungen: sein erster Erfolg wurde der Roman »Le crime de Sylvestre Bonnard« (1881; deutsch» Die Schuld des Professors Bonnard«). Geistreich, ironisch, skeptisch, humorvoll und undogmatisch, vermochte er sich mit ungewöhnlicher Fähigkeit in historische Verhältnisse einzufühlen (»Thaïs«, 1890; deutsch; »La rôtisserie de la reine Pédauque«, 1893; deutsch »Die Bratküche der Königin Pedauque«). In den späteren Werken wird die Zeitkritik konkreter, so nimmt er in seiner bekanntesten Erzählung, »Crainquebille« (1903; deutsch) Partei für die sozial Schwachen gegen den Staatsapparat, in den Romanen »L'isle des pingouins« (1907; deutsch »Die Insel der Pinguine«) und »Les dieux ont soif« (1912; deutsch »Die Götter dürsten«) kleidet er seinen Skeptizismus in satirische Allegorien. Um die Demythologisierung der französischen Nationalheiligen ging es ihm in der Biographie »La vie de Jeanne d'Arc« (1908, 2 Bände, deutsch »Das Leben der heiligen Johanna«). France schrieb auch Dramen, Essays, Aphorismen und literaturkritische Abhandlungen. 1921 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.Weitere Werke: Romane und Erzählungen: Le lys rouge (1894; deutsch Die rote Lilie); Tetralogie L'histoire contemporaine (deutsch Die Romane der Gegenwart): L'orme du mail (1897; deutsch Die Ulme am Wall), Le manneqin d'osier (1897; deutsch Die Probierpuppe), L'anneau d'améthyste (1899; deutsch Der Amethystring), Monsieur Bergeret à Paris (1901; deutsch Professor Bergeret in Paris); Sur la pierre blanche (1903; deutsch Auf dem weißen Felsen).Aphorismen: Les opinions de M. Jérôme Coignard (1893; deutsch Die Meinungen des Herrn Abbé Jérôme Coignard); Le jardin d' Épicure (1895; deutsch Der Garten des Epikur).Essays: La vie littéraire, in: Le Temps, Jahrgang 27-33 (1887-93).Ausgaben: Œuvres complètes illustrées, herausgegeben von G. Le Prat, 25 Bände (1925-35).Gesammelte Schriften, 14 Bände und Nachtragsband (1-41919-26).J. Suffel: A. F. (Paris 1946);J. Suffel: A. F. par lui-même (ebd. 1954);M.-C. Bancquart: A. F., polémiste (ebd. 1961);J. Marvaud: A. F., écrivain français (ebd. 1962);J. Levaillant: Les aventures du scepticisme. Essai sur l'évolution intellectuelle d' A. F. (ebd. 1965);M.-C. Bancquart: A. F., un sceptique passioné (ebd. 1984).2) Henri de, französischer Elektrotechniker und Fernsehpionier, * Paris 7. 9. 1911, ✝ ebenda 29. 4. 1986; baute 1932/1933 eine Fernsehbildröhre, die ihm 1935 den Fernsehempfang in 800 km Entfernung vom Sender ermöglichte. 1946/47 entwickelte er ein seit 1948 national verwendetes Fernsehsystem mit 819 Zeilen und 1956 das Farbfernsehsystem SECAM (Fernsehen), das 1966 in Frankreich eingeführt wurde.
Universal-Lexikon. 2012.